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Abstracts

Lecture by Shaun Grech (Manchester Metropolitan University): Disability, Development and the Exportation of Intention: Is a Global Disability Studies Really Possible?

References to 'global disability' and 'disability and development' suggest a new field of thought and practice, but the global South is hardly contemplated in the global North dominated disability studies; and discourse, 'strategies' and research on disability in the global South in fields such as global health and 'development' are often transferred indiscriminately from global North to global South. This paper reflects on some of the critical issues emerging as global North disability epistemologies, research and ethics are faced with the complex global South spaces (in particular those of poverty), histories, knowledge and voices. The paper also briefly engages with some complexities emerging in conducting research one may call 'ethical', while questioning the space between research and practice/activism. It concludes by arguing that a step towards 'decolonizing' research involves subverting attempts at homogenising discourse and epistemologies, while promoting debate and approaches that are (self)critical, (self)reflexive, open, and responsive- prioritising the Southern voice.

Opens external link in new windowDr. Shaun Grech is a sociologist based at the Research Institute for Health and Social Change (RIHSC), Manchester Metropolitan University (UK) and Editor-in-chief of the international journal Disability and the Global South (DGS) (www.dgsjournal.org). His critical research covers a range of areas including disability, poverty and development in the global South, and the application of post/neocolonial approaches and theories and Critical Disability Studies (CDS) to the study of disability across cultures. He is author of the forthcoming book 'Disability, Poverty and the Global South: Critical Reflections from Guatemala' (Palgrave Macmillan), and co-editor of 'Inclusive Communities: A Critical Reader' (Sense Publishers) and the forthcoming text 'Disability in the Global South: The Critical Handbook' (Springer). He is also an activist and has extensive field level experience combining ethnographic work with practice projects in contexts of extreme poverty in Guatemala (www.integrafoundation.org/Guatemalaproject).

Workshop von Andi Weiland (Leidmedien.de): Leidmedien.de – Berichterstattung über Menschen mit Behinderung als Dokumentation oder Attraktion

Ob in Deutschland oder international – die Welten von Menschen mit und ohne Behinderungen können weit auseinander liegen. In Deutschland führt ein (immer noch) separates Schul- und Arbeitssystem zu wenigen Berührungspunkten zwischen nicht behinderten und behinderten Menschen im Alltag und somit sind Medien in vielen Fällen eine der wenigen Informationsquellen, über die nicht behinderte Menschen etwas über die "Welten" von behinderten Menschen erfahren. Aus der Erfahrung dieser Distanz werden meist zwei Bilder in der Berichterstattung transportiert: Entweder werden behinderte Menschen zu "Helden" ("trotz ihrer Behinderung, meistert sie ihren Alltag") oder "Opfern" ("Er ist an den Rollstuhl gefesselt und leidet an seiner Muskelerkrankung") stilisiert. Wird in den deutschen Medien über behinderte Menschen aus dem Ausland berichtet, geht der Voyeurismus häufig noch eine Stufe weiter. Vor allem behinderte Protagonisten aus den sogenannten "Entwicklungsländern" werden schon mal als "Wolfsmädchen" oder "Frau mit dem Elefantenarm" beschrieben.

Andi Weiland von dem Projekt Opens external link in new windowLeidmedien.de möchte einige Beispiele aus der (internationalen) Berichterstattung zeigen und mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern darüber sprechen, wie in den Medien über Menschen mit Behinderungen berichtet wird. Leidmedien.de ist eine Internetseite für Journalistinnen und Journalisten, die über Menschen mit Behinderungen berichten wollen. Aus der Sicht von behinderten und nicht behinderten Medienschaffenden werden Tipps für eine Berichterstattung aus einer anderen Perspektive und ohne Klischees vorgestellt. Hintergrund ist unsere Beobachtung, dass behinderte Menschen oft einseitig dargestellt werden. "Leidmedien.de" ist ein Projekt der SOZIALHELDEN in Kooperation mit der Aktion Mensch. 

Workshop von Doris Arztmann, Nina Ebert und Ilona Toller (Universität Wien): All-inclusive Holiday in Criptopia?

Wie sehen selbstbestimmte Leben aus? Crip Politics wenden sich dieser Frage zu und schlagen in ihrer Beantwortung unterschiedliche Pfade ein: Von Politiken der Inklusion bis hin zu criptopischen Entwürfen reicht dabei die Bandbreite in theoretischer wie aktivistischer Auseinandersetzung. Unser Workshop greift die unterschiedlichen Zugänge auf und widmet sich dem Spannungsverhältnis zwischen Inklusionsparadigma und utopischen Entwürfen einer Crip-Zukunft. Nach einer Einführung in die Begriffe werden wir die Lesarten einer imaginären Karte entwickeln, die der anarchistische Doktor und Aktivist Ben Reitman 1910 für die von ihm veranstaltete "Outcast Night"gezeichnet hat. Auf einem Bettlaken entwarf er eine Darstellung seiner Wohnstadt Chicago. Die Karte ist eine persönliche Visualisierung der Ein- und Ausschlusslinien, der marginalisierten und normalisierten Communities und der Bewegung/en in (selbst)ermaechtigenden Raeumen aus Reitmans Perspektive. Die Kuenstlerin Eva Egermann beschäftigt sich mit Dis/Ability Politiken und hat Reitmans Karte 2012 für das von ihr herausgegebene Wiener/Innsbrucker Crip Magazine nachgezeichnet.

Anhand Egermanns Vorlage wollen wir folgende Fragen diskutieren: Wo und wie stellt  Reitmanns Entwurf eine "Norm" und "das Andere" dar? Wie können wir Be/hinderung und Dis/Ability in diesem Kontext diskutieren? Finden sich criptopische Orte/ Bewegungen auf der Karte? Wenn ja, wie und wo? Und welche Bedeutung hat die Karte hier und heute? Unterschiedliches Wissen und Erfahrungen der Workshopteilnehmer_innen  sind sehr willkommen. 

Workshop von Ly Antwerpen und Antje Barten (Pride Parade Bündnis): behindert & verrückt – unauffällig & angepasst: Party & Politik in gemischten Zusammenhängen?!

Die Beziehung zwischen Behinderten/Verrückten und "Normalen" war und ist geprägt von Differenzen und Machtgefällen. Eine gezielte Zusammenarbeit von (Nicht)Betroffenen, selbstorganisiert und jenseits sozialpädagogischer oder therapeutischer Absichten initiiert, ist nach wie vor eine Seltenheit. Wie kann Gleichberechtigung in der politischen Praxis aussehen? Wer spricht für wen, und wer wird gehört? Welche Privilegien und Betroffenheiten sind (un)sichtbar? Ausgehend von unseren Erfahrungen mit der Organisation der "behindert und verrückt feiern" – Pride Parade Berlin 2013 und euren individuellen Anknüpfungspunkten wollen wir Antworten suchen und Handlungsoptionen finden.

Workshop von Tina Füchslbauer, Pia Klüver, Alexandra König, Aurelia Wolf (Universität Wien): Under XXX Eyes– Produktionen von Körper und Sexualität in der Sexualbegleitung

Robert Mc Ruer wies auf die konstitutive Verwobenheit von Heteronormativität und able-bodiedness hin. Als kulturelle und institutionalisierte Idealisierungen, welche Körper und Begehren formen, manifestieren sich ihre unerreichbaren Illusionen auch in den Normen der Sexualität. Je subtiler und unhinterfragter Normen bleiben, desto wirksamer sind auch ihre unsichtbaren Machtmechanismen. Vor diesem Hintergrund wird es notwendig, Analysewerkzeuge zu entwickeln, die sich aus kritischer Perspektive der Sichtbarmachung normativer Gewalt in diesem Machtgefüge widmen. Dieser Workshop visiert eine solche Analysepraxis, mit Blick auf das Phänomen der Sexualbegleitung an. Diskursiv wird Sexualbegleitung meistens als Praxis bzw. als eine Art Service konstituiert, welche sich der Sexualität bzw. den sexuellen Bedürfnissen von Menschen mit Beeinträchtigung widmet/"kümmert". Derzeitig scheint eine eindeutige Definition von Sexualbegleitung unangebracht, da Sexualbegleitung auf sehr unterschiedliche Weise verstanden wird und aktuell Subjekt signifikanter Kontroversen ist.

Basierend auf Gruppendiskussionen um Interviewauszüge mit einer Sexualbegleiterin, wird der Workshop sich kritisch mit der Frage auseinandersetzen, was wir von diesem Phänomen lernen können, welche Normen dessen Grundlage bilden und welche Machtmechanismen und Hierarchien dabei eine wichtige Rolle in der Konstruktion von Körpern und Begehren spielen. Mit Bezug auf Donna Haraway ist es unser Anliegen unterschiedlich situiertes Wissen und verschiedene Wege der Weltsicht einzubeziehen, je nachdem welche Erfahrungen oder Denkweisen diesen zugrunde liegen. Wir werden mit diesen unterschiedlichen "analytischen Brillen" an das Material herangehen, um die multiplen Machtmechanismen und ihre Verwobenheit zu durchblicken. Statt die Unterschiede zu fokussieren, welche infolge vieler variierender Perspektiven produziert werden können, ist es vielmehr unser Ziel, das Potential jeder Perspektive aufzuzeigen und daraus eine produktive Kritik zu entwickeln.

Schrift:

Symposium "Criptique Crossing Boundaries: Be/Hinderung zwischen Aktivismus und Theorie"

Termin: 29. u. 30. Nov. 2013
Ort: Planet 10 (10., Pernerstorfergasse 12)

E-Mail
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